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Taurin doch kein Verjüngungsmittel

Taurin ist eine Aminosäure, die nicht nur in Energy-Drinks enthalten ist, sondern auch im menschlichen Körper produziert wird. Seit einigen Jahren gilt der Taurinwert im Blut als potenzieller Biomarker des biologischen Alters eines Menschen - also als Indikator dafür, wie alt ein Körper tatsächlich ist, unabhängig vom Geburtsdatum.

Ein Biomarker ist jeder messbare Wert im Körper, der konstant mit bestimmten Prozessen zusammenhängt und sich mit ihnen verändert. Im Fall von Taurin wurde angenommen, dass die Menge im Blut vom Alter der jeweiligen Person abhängt und Taurin das Älterwerden vielleicht sogar direkt beeinflusst.

Taurin als Altersindikator

Den Ruf als Biomarker für das Alter hat Taurin, seitdem mehrere Studien zeigen konnten, dass der Tauringehalt im Blut beim Älterwerden abnimmt. Dabei handelte es sich vor allem um Untersuchungen an Mäusen, Fadenwürmern und Affen, bei denen die zusätzliche Gabe von Taurin die Lebensspanne tatsächlich verlängerte.

Auch für Menschen wurde daher angenommen, dass sehr wenig Taurin im Körper ein Zeichen dafür sein könnte, dass die Alterung bereits deutlich vorangeschritten ist. Bei besonders niedrigen Taurinwerten im Blut wäre es anhand der Daten also naheliegend, wenn die zusätzliche Gabe von Taurin die Alterungsprozesse auch beim Menschen verlangsamt.

Annahme widerlegt

Ganz so einfach ist das aber nicht, wie ein Team des Nationalen Gesundheitsinstituts (NIH) in Baltimore (USA) nun im Fachjournal "Science" aufzeigt. Die Auswertung von umfangreichen Langzeituntersuchungen gesunder Probandinnen und Probanden, Mäusen und Affen ergab, dass sich der Taurinwert im Blut zwar im Laufe der Zeit immer wieder verändert, diese Veränderungen aber nicht unbedingt vom Alter einer Person abhängen.

In den untersuchten Gruppen zeigte sich, dass die Taurinwerte langfristig nicht sanken - bei den meisten gesunden Probandinnen und Probanden blieb der Tauringehalt im Blut konstant oder nahm oft sogar zu. "Aus unseren Ergebnissen schließen wir, dass Taurin kein guter Biomarker für das Altern ist", stellte die Erstautorin der Studie, Maria Emilia Fernandez, bei einer Pressekonferenz klar.

Umfangreiche Untersuchung

Im Vergleich zu den früheren Studien analysierten die Forscherinnen und Forscher nicht nur Daten im Querschnitt, sondern auch im Längsschnitt. Das heißt, dass sie die Taurinkonzentration im Blut nicht nur zu einem einzigen Zeitpunkt überprüften, sondern im Laufe der Zeit mehrmals bei einzelnen Individuen.

Dabei zeigte sich nicht nur, dass die Taurinkonzentration im Blut der meisten Menschen mit dem Alter konstant blieb oder zunahm - das Forschungsteam stellte auch fest, dass Faktoren wie die Ernährung oder das Geschlecht stärker mit bestimmten Taurinwerten korrelierten als das Alter.

Essen beeinflusst Tauringehalt

Die Ernährung spiele eine besonders große Rolle, denn Taurin ist in tierischen Lebensmitteln enthalten und kann über die Nahrung zusätzlich aufgenommen werden. Das führt dazu, dass der Tauringehalt im Blut auch während des Tages schwankt - abhängig davon, was auf dem Teller landet. "Der Tauringehalt ist sehr empfindlich - ähnlich wie unser Blutzucker. Es kommt darauf an, wann man den Wert misst, was es wirklich schwierig macht, zu entscheiden, ob und warum man Taurin zusätzlich ergänzen sollte oder nicht", sagte der Studienleiter Rafael de Cabo bei der Pressekonferenz.

Nur in ganz bestimmten Fällen sei es bewiesenermaßen sinnvoll, Taurin zusätzlich zu sich zu nehmen - etwa, bei manchen Personen mit Diabetes-Erkrankungen. Gleichzeitig sei es aber nicht möglich, zusätzliches Taurin für alle Diabetes-Patientinnen und Patienten zu empfehlen. "Wie Taurin im Körper wirkt und welche Aufgaben es übernimmt, variiert ebenso stark wie der Tauringehalt im Blut", erklärte Fernandez. Was einem Patienten hilft, könnte für eine andere Person durchaus auch negative Folgen für die Gesundheit haben.

Weitere Untersuchungen nötig

Dass Taurin kein geeigneter Indikator dafür ist, wie alt ein Körper ist, heiße aber nicht, dass die Aminosäure keine wichtigen Aufgaben im Körper übernimmt. Sie wirkt entzündungshemmend, senkt den Blutdruck und verbessert die Funktion vieler Zellen, etwa in den Muskeln, den Augen oder im Herz.

Es könnte sich gesundheitlich also durchaus lohnen, gegen eine Taurin-Insuffizienz mit Nahrungsergänzungsmitteln vorzugehen - umfangreiche Untersuchungen, um zu klären, ab welchen Werten man tatsächlich von zu wenig Taurin im Blut sprechen kann, laufen laut dem US-amerikanischen Forschungsteam gerade.

Auch dass Taurin positive Effekte haben kann, die erst im fortgeschrittenen Alter relevant werden und ein gesünderes Altern ermöglichen, sei nicht ausgeschlossen. Die genaue Wirkung müsse aber erst noch weiter erforscht werden. Taurin einfach auf eigene Faust als Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen, und zu hoffen, damit ewig jung zu bleiben - davon raten die Forscherinnen und Forscher zurzeit definitiv ab.

Biomarker gesucht

Die Suche nach einem geeigneten und zuverlässigen Biomarker für das biologische Alter eines Menschen geht indes weiter. Tatsächlich messbare Werte zu haben, die direkt mit dem Altern zusammenhängen, wäre wichtig für die Forschung. Das könnte dabei helfen, die altersbedingten Veränderungen im Körper noch besser zu verstehen und Krankheiten wie Krebs oder Herz-Kreislauf-Probleme vielleicht schon frühzeitig vorhersagen und behandeln zu können.

Dieser Artikel stammt von ORF und nicht von Retrospace. Für den Inhalt ist ORF verantwortlich.


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